Heute erzähl‘ ich euch von einem ganz besonderen Erlebnis.
Vor ein paar Wochen war ich zu Gast in Flandern. Genauer gesagt in den beiden wunderschönen Städten Antwerpen und Brügge. So nah beieinander und doch so unterschiedlich. Heute nehme ich euch mit nach Brügge, oder besser gesagt in die Nähe von Brügge. Denn etwas außerhalb der des kleinen mittelalterlichen Städtchens liegt das Restaurant Hertog Jan – eines der besten 100 Restaurants der Welt.
3 Sterne. Das ist eine Ansage. Das verspricht Großes.
Wirkt aber leider häufig auch immer noch einschüchternd. Ich habe ja schonmal darüber geschrieben, dass ein Besuch im Sternerestaurant kein Museumsbesuch ist, man muss nicht flüstern und es darf durchaus gelacht werden. Im Hertog Jan ist mir sofort aufgefallen, dass die Mitarbeiter in ganz enstpannter Kleidung arbeiten. Keine gestärkten Hemden, keine Fliegen oder weißen Handschuhe. Vielleicht liegt es daran, dass Gert de Mangeleer der jüngste Koch mit 3 Sternen in Belgien ist. Sein Geschäftspartner Joachim Boudens kümmert sich als Sommelier um die Weine im Hertog Jan. Das ganze Team ist jung, ambitioniert und kreativ, den Hertog Jan Style nennen sie es.
Vor unserem Menü führt uns Gert de Mangeleer durch seinen Garten. Besonders stolz ist er auf seinen Tomatenanbau – 102 verschiedene Tomatensorten wachsen hier. Viele Produkte waren einfach nicht mehr in der Qualität zu bekommen, die er sich wünscht, also baut er eben selbst an. Der Garten spielt heute eine ganz zentrale Rolle in seiner Küche. Wenn er neue Gerichte entwickelt (was übrigens bis zu einem Jahr dauern kann), fängt Gert de Mangeleer bei einer bestimmten Gemüsesorte an und kombiniert dann nach und nach weitere Zutaten wie Fisch oder Fleisch zu diesem Gemüse. 95 % der verwendeten Produkte im Hertog Jan stammen aus der Region. So viel wie es eben möglich ist, ohne auf bestimmte Zutaten wie Wagyu Rindfleisch oder Avocado zu verzichten.
Nach dem Spaziergang im Garten nehmen wir im hellen Raum Platz. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir übrigens keine Ahnung, dass uns rund 12 Gänge erwarten würden.
12 Gänge, los geht’s!
Wir starten mit einem Glas eiskalten Champagner. Einen besseren Auftakt kann ich mir schonmal nicht vorstellen. Auf dem Tisch steht selbst gebackenes Brot, dazu eine herrlich cremige Butter. Für mich gibt es glutenfreies Brot und auch wenn ich mir den Appetit nicht verderben möchte (ich war mir sicher, den würde ich noch brauchen), nasche ich fleißig von dem warmen Brot.
Vorab: Makrele, Ziegenkäse, Borretsch
Das optisch wohl wunderschönste Gericht des ganzen Menüs gab es direkt zu Beginn. Ein kleines Törtchen aus Ziegenkäse mit Makrele, dekoriert mit essbaren Blüten. Makrele? Würde ich niemals bestellen. Aber das ist das schöne an Tasting Menus, man probiert eben auch mal Neues und die Makrele schmeckt natürlich fantastisch.
Vorab: Lachs, Gurke, Dill
Auf dem zweiten (übrigens wunderschönen) Teller befindet sich ein kleines Nest aus Gurken mit Lachskaviar und Dill-Öl. Ich bin kein großer Fan von Kaviar, aber dieser Kaviar hat einen ganz anderen Geschmack als ich ihn bisher kannste. Die Kombination aus Sahne, Dill und Gurke erinnert etwas an den klassischen Gurkensalat, natürlich ganz neu und anders umgesetzt.
Vorab: Kartoffel, Kaffee, Mimolette
Der nächste Gang hat die Meinungen sehr auseinander gehen lassen. Nun ja, ein bißchen skeptisch waren wir alle. Es war eine art Kartoffelcreme, Kartoffelpudding würde ich fast sagen, der sehr stark mit Vanille abgeschmeckt wurde. Oben drauf gab es geriebenen Mimolette, einen alten Käse, den ich eigentlich sehr mag. Durch die Vanille hatte das Ganze eine starke Süße und befand sich irgendwo zwischen Dessert und Kartoffelpüree.
Vorab: Fisch & Chips
Fish & Chips dagegen hat es bei den Gästen wohl immer sehr leicht – wer mag es nicht? Ein kleiner Bissen, nur ein Happen. Ein saftiges Fischfilet umwickelt mit dünnen Kartoffelschnüren. Knusprig und frisch.
Vorspeise: Tomatensalat
Wo die 102 Tomatensorten landen, die im Garten angebaut werden?
Na in diesem Tomatensalat. Klingt so simpel, aber so einen Tomatensalat habe ich wirklich noch nicht gegessen. Verschiedenste Formen, Sorten und Farben. Herrlich. Driven by Simplicity heißt das Motto des Hertog Jan. Das hier ist Einfachheit in Perfektion.
Vorspeise: Ceviche vom Seebarsch, Fenchel, Kräuter
Denken wir nochmal an den Anfang zurück: jedes Gericht fängt bei einem Gemüse an. Wenn man das im Hinterkopf behält, erkennt man den roten Faden. Beim nächsten Gang war es der Fenchel, der mit roh mariniertem Seebarsch und Kräutern auf den Teller kam. Eine passende Weinbegleitung gab es natürlich auch. Ausnahmslose Weine, von denen ich noch nie etwas gehört habe, kleine Weingüter, spannend!
Vorspeise: Langustine mit roter Bete
Der nächste Teller war im ersten Moment vor allem was für die Augen.
Eine Rose aus knusprigen hauchdünnen rote Bete Scheiben. Darunter rohe Langustine. Kein Wunder, dass es ein Jahr braucht, um so einen Gang zu entwickeln. Ein Kunstwerk!
Vorspeise: Gemüse, Kräuter, Blüten
Als nächstes zeigt der Garten des Hertog Jan nochmal, was er kann. Auf den Teller kommen verschiedene Gemüse. Ganz unterschiedlich zubereitet. Am besten probiert man jedes Gemüse einzeln für sich, erklärt man uns, um den feinen Geschmack besser wahrnehmen zu können. Fast schon andächtig folgen wir diesem Rat.
Zwischendurch statten wir der Küche einen kurzen Besuch ab.
Die Küche des Hertog Jan ist offen einsehbar. Jeder Gast kann sehen, wie das Küchenteam arbeitet – hochkonzentriert, fokussiert und vor allem genau aufeinander abgestimmt.
Zum Abschied aus der Küche bekommen wir kleine Pralinen gereicht. Wie kleine Macarons sehen sie aus, enthalten eine Füllung aus Gänseleberpastete und Karamell und zergehen nur so auf der Zunge.
Vorspeise: Gänseleber, geräucherter Aal, Radieschen
Dieser Gang hatte es in sich. Zurück an unserem Tisch gibt es noch eine letzte Vorspeise. Eine Kombination, bei der man schon beim Leser stutzt. Von den Tellern geht ein starker Geruch nach Geräuchertem aus. Ein Gang, der die Meinung wieder stark auseinander gehen lässt. Ich war nach einem ersten Moment der Skepsis begeistert. Das hatte was!
Hauptspeise: Wagyu Stroganoff
Viele Vorspeisen, ein Hauptgang. Da sollte der Hauptgang schon ein richtiger Höhepunkt sein. Es gibt Wagyu Beef. Stroganoff. Ich muss etwas überlegen, um zu verstehen. Natürlich! Stroganoff, Rinderfilet mit Champignons. Hier natürlich vollkommen anders interpretiert, als man es kennt. Die Champignons in hauchdünne kunstvolle Kreise geschnitten, das Wagyu Rind butterzart und nur mit etwas grobem Meersalz gewürzt. Wirklich ein Höhepunkt.
Dessert: Apfel, Sauerampfer, Begonien
Was das Dessert anging hatte ich so eine Ahnung. Eine Hoffnung. Und zwar, dass es mehr als eines geben würde. Ich sollte Recht behalten.
Als erstes kommt für mich ein fruchtiges Dessert aus Apfel, Sauerampfer und Begonien. Wieder ein optisches Kunstwerk, schön erfrischend.
Die anderen bekommen eine Schokotarte mit Himbeeren (glutenhaltig, deswegen nichts für mich) und ich bin zugegeben ein bißchen neidisch.
Dessert: Erdnuss, Schokolade, Karamell
Während ich beim ersten Dessert noch etwas neidisch war, sollte sich der Spieß nun umdrehen. Ich bekomme eine Neuinterpretation des Snickers. Erdnuss, Schokolade übergossen mit warmem Karamell. Aber die kleine Schokoladentarte mit Blüten sieht auch fabelhaft aus.
…und dann noch der Pralinenwagen.
Womit man mich restlos glücklich macht? Och, wie wäre es mit einem kleinen Wagen voller süßer Leckereien wie Macarons, Cannelés, Baisers und Pralinen, der an den Tisch gerollt wird? Von dem man sich so viel aussuchen darf, wie man möchte?
Zum Kaffee probiere ich also noch ein paar Macarons bevor wir nach mehreren Stunden das Hertog Jan wieder verlassen.
Ermöglicht wurde mir der Besuch durch Visit Flanders, wofür ich unglaublich dankbar bin.
Ich hoffe euch hat der Einblick in diekulinarische Welt der Hertog Jan auch gefallen.
Kommentare
Veronikakaub
30.09.2016 um 17:39 Uhr
Augen und Gaumenschmaus.
Herrliche Reportage . Da ich demnächst auch gerne nach Brügge fahren würde,
Haben Sie vielleicht noch ein paar Tipps für mich. Wohnen, Essen Kultur, Pralinen
Insider Tipps, Must Haves
Denise
5.10.2016 um 14:26 Uhr
Liebe Veronika,
leider habe ich in Brügge selbst nur eine Nacht verbracht und keine Museen oder Chocolaterien besucht.
Für Antwerpen hätte ich noch ein paar Tipps, das liegt ja auch nicht weit von Brügge entfernt und ist auf jeden Fall einen Besuch wert :)
Liebe Grüße,
Denise
Elita
30.09.2016 um 22:31 Uhr
Liebe Denise,
warst Du zum Mittagessen oder Abends da ?
Denise
5.10.2016 um 14:27 Uhr
Hallo Elita,
ich war mittags da. Werde ich noch dazu schreiben ;)
LIebe Grüße,
Denise
Annalena
1.10.2016 um 06:18 Uhr
Beeindruckend, was man alles mit Lebensmitteln zaubern kann. Und danke für den Tipp für das tolle Restaurant. Sollte ich mal in der Gegend sein, dann werde ich auch vorbeischauen. Das ist ja ein Abstecher wert
Denise
5.10.2016 um 14:27 Uhr
Ich finde das auch so beeindruckend. Das ist wirklich schon Kunst dort auf dem Teller :)
Liebe Grüße,
Denise
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