10.09.2014 | Reisen

Restaurant-Tipp Mallorca: Andreu Genestra

Mallorca. Hach. Mallorca hat mit mindestens sovielen Vorurteilen zu kämpfen, wie die US-amerikanische Küche. Und beide mag ich sehr gerne.
Denjenigen von euch, die selbst schon auf Mallorca waren und, so wie ich, die überfüllten Strände, Clubs und Bettenburgen gemieden habe, muss ich nichts von der Schönheit der Insel erzählen. Alle anderen versuche ich mal auf die Art und Weise zu überzeugen, die mir am nächsten liegt: mit Essen.

Neben schnäppchensuchenden Pauschaltouristen zieht die Insel nämlich auch Genießer an und hat dementsprechend in den letzten Jahren an zahlreichen kreativen Restaurants hinzugewonnen, in denen junge Küchenchefs zu sensationellen Preisen herrliche Menüs aus lokalen Produkten zaubern.

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Mein Favorit: Andreu Genestra im Hotel Son Jaumell. Einfach nur toll!

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Ganz im Osten der Insel gelegen, nahe der noch nicht ganz so überlaufenen Bucht Cala Mesquida liegt das zauberhafte Finca-Hotel Son Jaumell. Dort koch der junge Andreu Genestra auf unglaublichem Niveau.

Gelernt hat er so hier und da, unter anderem bei Marc Fosh im Read’s Hotel, in Barcelona, bei Ferrand Adrià, bis er schließlich im Arzak in San Sebastián ankam. Und diesem Einfluss haben wir wohl das zu verdanken, was Genestra heute auftischt.

Ein paar Worte zum Drumherum:
Die Atmosphäre des kleinen Hotel-Restaurants ist zurückhaltend. Mallorquinische Land-Finca eben. Ruhe, Felder, Sandstein. Ohne Reservierung geht nichts. Der Service ist mehr als aufmerksam, spricht perfektes Englisch und ist überaus freundlich.

Das Verhältnis zwischen Preis und Leistung ist unbeschreiblich.
Die Karte umfasst jeweils etwa 5 Vor-, Haupt- und Nachspeisen, preislich zwischen 18 und 30 Euro.
Was soll ich sagen? Ich war überfordert. Ich konnte mich nicht entscheiden!
Also wählte ich den Weg des geringsten Widerstandes und entschied mich für das Tasting Menü. 4 Gänge für unfassbare 39,- Euro. Die Entscheidung wurde mir also abgenommen und ich verließ mich ganz auf die Künste des Küchenchefs.

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Das warme Brot wurde auf heißen Steinen serviert, so dass es lange Zeit warm blieb. Dazu wurde Olivenöl gereicht, bzw. dekantiert, das so fruchtig und aromatisch war, dass ich nach dem Hersteller fragen musste. Dazu ein Glas eiskalter Cava für unfassbare 4,50 €. Für später bestellte ich mir ein Glas Weißwein aus eigenem Anbau.

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Das Menü begann mit einem Knaller als Ameuse-Gueule. Créme Brûlée von Wildkräutern und eine Tarte mit Sobrasada. Darf man ein Ameuse Guele als Lieblingsgang bezeichnen? Diese Tarte. Knuspriger Mürbeteig und ein Hauch Zimt an der Sobrasada. Traumhaft.

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Weiter ging es mit einem Rote Bete Risotto mit ausgelöster Wachtel und Ziegenkäse. Ich habe noch nie in meinem Leben einen derart kräftigen, aromatischen Ziegenkäse gegessen. Wenige Meter vom Hotel entfernt standen einige Ziegen auf der Wiese, ich vermute, dass der Käse aus dieser Milch gefertig wurde. Unglaublich.

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Als Fischgang gab es Seehecht auf marinierter roter Paprika und Pilzragout. In meinen Augen der schwächste Gang. Ich bin kein großer Fan von Paprika, vielleicht lag es daran.

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Der Fleischgang wiederum war ein Hochgenuss. Zarte Lammbäckchen mit Feigen und einem Würfel aus Sesamkuchen. Damit traf Genestra zu hundert Prozent meinen Geschmack.

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Als Dessert gab es Erdbeervariatonen mit Zabaione und Streuseln. Eine ganz interessante Geschichte, denn für sich alleine waren die Komponenten jetzt nichts besonderes. In Kombination harmonierten sie jedoch ganz wunderbar.

Zum Abschluss gab es Espresso mit selbstgemachten Pralinen, die ich aufgrund des schwindenden Lichts nicht mehr fotografiert habe.

Nach dem Essen machte Andreu selbst eine Runde und erkundigte sich nach der Zufriedenheit seiner Gäste. Mein Lob auf seine unglaubliche Kreativität und handwerkliches Können kommentiert er mit einem bescheidenen „just a little bit“.

Ich kann nur sagen: Falls ihr auf Mallorca seid, geht dort hin. Uneingeschränkte Empfehlung!

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